Koordinationskreis der Initiativen und Umweltverbände gegen die A20

Presseinformation vom 1. März 2021

Großes Mausohr, Moorfrosch, Pirol: von der A 20 bedroht


A 20-Gegner warnen vor massivem Lebensraumverlust

Anlässlich des Internationalen Tags des Artenschutzes am kommenden Mittwoch machen die A 20-Gegner auf die drohende Gefahr für Tier- und Pflanzenarten durch die geplante Autobahn aufmerksam. Ursprünglich sollte das Washingtoner Artenschutzübereinkommen die Tiere und Pflanzen selbst vor Verfolgung schützen. Inzwischen ist aber der Schaden für die Arten durch Zerstörung und Zerschneidung der Lebensräume und Verlust der Nahrungsgrundlage sehr viel gravierender. Dabei geht es nicht nur um den Verlust einzelner Arten selbst. Das Artensterben bedroht die Funktion von Ökosystemen und damit das Überleben der Menschheit.

Was hat das mit der A 20 zu tun? Die so genannte Küstenautobahn ist das umweltschädlichste Projekt des gesamten Bundesverkehrswegeplans. Sie bedroht nicht nur das seltene Große Mausohr, eine Fledermausart, im Bereich Garnholt im Ammerland. Sie zerschneidet auch Wanderbeziehungen des Moorfrosches, der noch in der Wesermarsch, im Cuxland und den Kehdinger Mooren vorkommt. Und sie zerstört den Lebensraum des Pirols, der in den Wäldern der Malse bei Hipstedt brütet und im Bollenhagener Moorwald bei Jade präsent ist. Alle diese Arten sind jetzt schon in ihrer Existenz gefährdet. Die A 20 wird ihre Bedrohung noch verstärken.

Großes Mausohr, Moorfrosch und Pirol – sie sind Teil der biologischen Vielfalt, unserer natürlichen Lebensgrundlage. Sie zu erhalten ist existenziell für das Überleben der Menschheit. Wichtig für die biologische Vielfalt sind großflächige, zusammenhängende Landschaften, wie sie in unserer Region noch vorkommen. Die A 20 würde diesen Schatz für immer zerstören.

„Wir haben früh verkehrliche Alternativen aufgezeigt, die keine unversehrten Landschaften zerschneiden und für die Erschließung des Raumes vollkommen ausreichen,“ stellt Uwe Schmidt, Sprecher der A 20-Gegner fest. „Wir müssen begreifen, dass wir mit der A 20 den Ast absägen, auf dem wir sitzen,“ so Schmidt, „der Verzicht auf die A 20 nützt nicht nur den Arten, sondern in erster Linie uns selbst.“

Hintergrund

Der Tag des Artenschutzes wurde im Jahr 1973 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) eingeführt und wird jedes Jahr am 3. März begangen. Durch das Abkommen sollen bedrohte wildlebende Tier- und Pflanzenarten geschützt werden, die durch Handelsinteressen gefährdet werden. Inzwischen sind die Arten außer durch illegale Entnahme aus der Natur noch deutlich stärker durch die Veränderung ihrer Lebensräume infolge menschlicher Eingriffe gefährdet.

Das Große Mausohr ist eine Fledermausart, die im Bereich der Wälder bei Garnholt nahe Westerstede für die Region erstmalig nachgewiesen wurde, was als Sensationsfund bezeichnet werden kann. Entsprechend selten ist ihr Vorkommen. Das Große Mausohr ist streng geschützt. Die geplante A 20 würde das Jagdgebiet des Großen Mausohrs zerschneiden und damit den Lebensraum entwerten.

Der Moorfrosch war wie viele andere Amphibienarten im niedersächsischen Tiefland einst weit verbreitet. Heutzutage ist er im Bestand gefährdet und deswegen streng geschützt. Wie alle Amphibien benötigt er nasse Lebensräume, bevorzugt Moore mit ihrem leicht sauren Milieu. Charakteristisch ist die intensive Blaufärbung während der Balz- und Laichzeit. Lokale Moorfrosch-Populationen wurden nachgewiesen im Ammerland (Delfshausen), in der Wesermarsch (Mentzhausen, Lerchenheide), im Cuxland (Moore um den Wollingster See, im Stoteler Moor, in der Dohrener Bachniederung und in den Mooren zwischen Dühring/Loxstedt und Stinstedt/Bexhövede) sowie im Bereich der Kehdinger Moore. Die geplante A 20 droht Wanderrouten des Moorfrosches zu trennen und seine Lebensräume trocken zu legen. Sie gefährdet damit das Überleben dieser geschützten Art.

Der Pirol ist bekannt aus dem Waldgebiet der Malse bei Hipstedt und kommt auch im Bollenhagener Moorwald bei Jade regelmäßig vor. Dieser Vogel ist nach seinem Gesang benannt, ein flötendes didlioh oder eben pi-roool. Er ist ein typischer Waldvogel und trotz seiner auffallend zitronengelben Färbung nur selten zu sehen. Wegen der zunehmenden Verluste seines Lebensraumes gilt der Pirol inzwischen als gefährdet. Die Zerstörung der Waldgebiete bei Hipstedt durch die A 20 würde dem Trend Vorschub leisten.

Hier können Sie die Pressemitteilung herunterladen:

DOWNLOAD PRESSEMITTEILUNG